Bericht aus dem Instituto Martin Luther King der UPOLI Managua
Institut für Anthologie, München
Mittwoch, 18.07.2018, 16 Uhr (c.t.)
Oettingenstr. 67, Raum 0.57
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Prof. Dr. Magnus Treiber veröffentlichte im September 2017 Auszüge seiner Habilitation unter dem Titel “Migration aus Eritrea. Wege, Stationen, informelles Handeln”. Sein Buch bietet einen Einblick in die Praktiken eritreischer Migranten auf deren ungewissen Weg nach Europa und regt in Zeiten einer sogenannten Flüchtlingskrise zum Nachdenken an. Dabei beschreibt Magnus Treiber Auswanderung als einen Lernprozess, bei dem sich die Migrant_innen sowohl legale als auch illegale Strategien zu Eigen machen.
Die Auswanderung aus Eritrea ist in den letzten Jahren zu einem Massenphänomen geworden. Hunderttausende haben Eritrea seit der Niederschlagung der Demokratiebewegung 2001 verlassen und sich auf eine oft jahrelange Reise ins Ungewisse begeben. Dabei fühlen sich Migrant_innen häufig gezwungen, Formalitäten zu umgehen, denn Aufenthaltsgenehmigungen oder Einreisevisa werden nicht ohne Weiteres ausgestellt. Magnus Treiber erläutert, welche legalen und illegalen Strategien Migrant_innen auf ihren Wegen nutzen. Die Hoffnung auf ein besseres Leben in einer Zukunft anderenorts führt so zu einer besonderen Kultur der Migration, die von extremer Belastung, Gefühlen der Ungewissheit und sozialer Spannung geprägt ist.
Das Inhaltsverzeichnis und eine erste Leseprobe steht Ihnen auf der Seite des Verlags Reimer zur Verfügung (http://www.reimer-mann-verlag.de/controller.php?cmd=detail&titelnummer=101589&verlag=4)
Viel Spaß beim Lesen!
Venue |
University of Basrah, Basrah, Iraq |
Organisers |
University of Basrah, Center for Iraq Studies (CIS) at the University of Erlangen-Nürnberg, and Felsberg Institute (FI) |
Date |
20-23 November 2017 |
Application Deadline |
15 August 2017 |
Die 2. internationale Konferenz “Wiederaufbau von Kriegsgesellschaften: Herausforderungen und Perspektiven” fand dieses Jahr in Basra, im Süden des Irak, zwischen dem 20. und dem 23. November statt. Die Konferenz wurde vom Felsberger Institut (FI) gemeinsam mit dem Zentrum für Irak-Studien der Universität Erlangen-Nürnberg (CIS) und der Universität Basra organisiert und in Verbindung mit dem jährlichen Symposium des deutsch-irakischen Akademiker-Kooperationsnetzwerkes (IG-CON) durchgeführt. Gastgeber beider Veranstaltungen war die Universität Basra. Die Konferenz bot eine Plattform für den wissenschaftlichen Austausch von über 60 Teilnehmern aus dem Irak und dem Ausland. Seit 2010 organisiert das FI Veranstaltungen zur Gewaltforschung im Irak, seit 2012 mit internationaler Beteiligung. Nach Kirkuk (2012), Erbil (2013) und Sulaimaniya (2015 und 2016) war die Veranstaltung in Basra die erste, die im Süden des Irak durchgeführt wurde.
Foto 1: Ein Teil der internationalen Teilnehmer besucht das Basra Museum. || © Katharina Drost, Centre for Iraq Studies, Universität Erlangen/Nürnberg
Finanziell unterstützt wurde die Konferenz dieses Mal vom Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), der Konrad Adenauer Stiftung (KAS) und des Goethe Instituts (GI). Insbesondere der Austausch zwischen Wissenschaftlern aus weiteren Konfliktregionen, wie zum Beispiel Kolumbien oder Guatemala, wurde von den irakischen Kollegen als fruchtbar erachtet.
Foto 2: Grußwort von Dr. Hartmut Quehl, der Leiter des Felsberger Instituts || © Katharina Drost, Centre for Iraq Studies, Universität Erlangen/Nürnberg
Die 60 vorgestellten Papiere waren thematisch auf 8 Panels verteilt. Die Mehrheit dieser Panels beschäftigte sich mit der Notwendigkeit kollektiven Handels innerhalb des Irak nach dem Zurückdrängen des sogenannten Islamischen Staates (IS). Irakische Wissenschaftler stellten ihre Forschungsprojekte und -fragen hauptsächlich in folgenden Panels vor: “Die Rolle von Hochschulbildung in Friedens- und Versöhnungsprozessen”, “Wirtschaft”, “Irak nach dem IS - Herausforderungen und Perspektiven”, “Irak nach dem IS - Psychische Gesundheit und Trauma” oder “Irak nach dem IS - Kommunale Perspektiven”. Diese fünf Panels wurden durch einen internationalisierten Dialog bezüglich der Themenschwerpunkte: “Übergangsjustiz”, “Wiederaufbau von Kriegsgesellschaften - regionale Herausforderungen und Perspektive” und “Wiederaufbau von Kriegsgesellschaften - internationale Erfahrungen und Perspektiven” ergänzt. Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, England, der Niederlande, Iran, Kolumbien und dem Libanon haben diskutiert, welche Herausforderungen und gewonnene Erkenntnisse aus anderen Konfliktkontexten für den Irak wichtig sein könnten.
Foto 3: Nadine Abu Julud stellt ihr Papier “Ethnische Konflikte im Sudan. Die Polarisierung von Ethnizität” im Rahmen des Panels “Wiederaufbau von Kriegsgesellschaften - Internationale Erfahrungen und Perspektiven” vor. © Katharina Drost, Centre for Iraq Studies, Universität Erlangen/Nürnberg
Die ersten zwei Tage intensiver akademischer Debatten wurden von einem weiteren Konferenztag ergänzt, der sich dieses Mal an die Nachwuchswissenschaftler der Uni Basra richtete. Somit wurden am dritten und letzten Tag sechs Workshops für Studenten angeboten. Diese Vorgehensweise entspricht dem Nachhaltigkeitsverständnis des Felsberger Institut und dem Zentrum für Irak-Studien. Dadurch wird angestrebt, nicht nur die Ausbildung junger irakischer Nachwuchswissenschaftler zu stärken, sondern auch einen trans-nationalen und generationsübergreifenden Dialog zu ermöglichen.
Die Themen der Workshops waren breit angelegt und behandelten “Deutsche Erfahrungen mit Wiederaufbau und Wiedervereinigung”, “Interkultureller Austausch und Versöhnung”, “Migration nach Europa”, “Gewaltfreies politisches Handeln”, “Aufgaben und Perspektiven eines deutsch-irakischen Studentennetzwerks” und “Unternehmerische Fähigkeiten”. Die Organisatoren waren von den unerwarteten, hohen Teilnehmerzahlen und dem großen, studentischen Interesse an den Workshops überwältig. Auch mit dem kleinen Angebot von nur sechs praktisch-orientierten Seminaren konnten fast 400 Studenten erreicht werden.
Ein detaillierter Einblick in den Ablauf der Workshops bietet die Leiterin des Irak-Büros des Felsberger Instituts, Birgit Svensson:
”Drei Tage lang fanden im Konferenzsaal des Präsidenten der Universität an der Uferpromenade des Shatt al-Arab Vorträge und Diskussionen in insgesamt acht Panels statt, die thematisch geordnet waren. Deren Bandbreite reichte von der Rolle der Hochschulen im Friedensprozess nach ISIS bis zur Versöhnung auf kommunaler Ebene.
Zur Verwunderung der internationalen Teilnehmer der Konferenz, waren zu den Panel-Vorträgen und Diskussionen keine Studenten eingeladen. Diese trafen sie dann erst am letzten Tag, als das Goethe-Institut Irak sechs Workshops für Studenten organisierte. Die Fakultät für Wirtschaft und Administration, mit 7.000 Studierenden das größte College der Universität Basra, stellte drei Vorlesungsräume zur Verfügung, wo jeweils drei Workshops parallel stattfanden. Insgesamt waren 388 Studenten aus unterschiedlichen Fakultäten gekommen, um den Dozenten aus Deutschland, Frankreich, Kolumbien und Holland zuzuhören. Eine vorausgehende Umfrage unter den Studenten ergab, dass vor allem zu deutschen Themen Interesse bestand. So referierte Gerd Hankel vom Institut für Sozialforschung in Hamburg über das Thema Wiederaufbau nach 1945 und Wiedervereinigung nach 1989 über Stärken und Schwächen der Prozesse, über Geglücktes und Missglücktes. Hartmut Quehl, Direktor des Felsberg Instituts, beschäftigte sich mit der Frage der Migration zunächst aus der globalen Perspektive, dann aus Sicht der Europäischen Union und ging schließlich auf die Situation der Iraker in Deutschland ein. Shirin Bahadir von der Freien Universität Berlin warb in ihrem Workshop für ein studentisches Netzwerk mit irakischen und deutschen Studenten, das als Brücke zwischen den beiden Ländern für mehr Verständigung und Austausch sorgen soll.
Stéphane Valter von der Universität Le Havre stellte zu Anfang seines Workshops über interkulturellen Austausch gleich die Frage nach der Definition von Kultur und landete schnell bei einer heftig kontroversen Diskussion über das Tragen des Schleiers in der Öffentlichkeit. Seit über einem Jahr verbietet Frankreich den Gesichtsschleier für Frauen, was bei den Studenten ein unterschiedliches Echo hervorrief. Rebean Al-Silefanee von der Universität Utrecht in Holland gestaltete seinen Workshop als Seminar über junges Unternehmertum. Der gebürtige Kurde brachte die neue Unterrichtsmethode aus Europa mit, indem er die Teilnehmer zum Mitgestalten aufforderte. Diese sind bis jetzt an Frontalunterricht gewohnt, so dass einige Studenten den Seminarraum irritiert verließen, andere aber begeistert ein Model aus Fäden und Steinen mitbauten. Verständigungsschwierigkeiten gab es auch bei Manuela Barrero Gonzalez, die über den Friedensprozess mit den Rebellen in Kolumbien referierte und darlegte, wie ihre Universität Rosaria in Bogota hilfreich eingreifen konnte.
Foto 4: Workshop mit Hartmut Quehl zum Thema Migration|| © Katharina Drost, Centre for Iraq Studies, Universität Erlangen/Nürnberg
Beim Mittagessen wurde dann der Wunsch nach weiteren Workshops für Studenten laut und die Kritik an der Universitätsleitung, Studierende bei Konferenzen außen vor zu lassen und sie nicht mit einzubinden. Auch wurde über die veraltete Methodik des Unterrichts und das sinkende Niveau generell an irakischen Hochschulen geklagt. Zum Abschluss wurden die internationalen Teilnehmer der Konferenz zur Graduiertenfeier ins Sportstadion eingeladen, wo mit viel Pathos und Pomp die Studienabschlüsse gefeiert wurden. Der Aufmarsch der einzelnen Fakultäten und die Parade durch das Stadion hatten einen Hauch von Olympia.”
(Birgit Svensson || Der vollständige Bericht ist abrufbar unter: goethe.de)
Ein kurzer Bericht des Zentrum für Irak-Studien und weitere Fotos finden Sie unter: cis.uni-erlangen.org
Das vollständige Programm der Konferenz können Sie als PDF-Datei unter folgendem Link herunterladen:
PROGRAMME INTERNATIONAL CONFERENCE “REBUILDING WAR SOCIETIES: IRAQ AFTER ISIS”
Das Felsberger Institut organisierte und koordinierte im vergangenen Oktober und November mehrwöchige Interview-Recherchen unter eritreischen Flüchtlingen in sechs Transit- und Ankunftsländern. Geforscht wurde in internationaler Kooperation in Äthiopien (Mulu Getachew), im Sudan (Günter Schröder), in Libyen (Maher Omar), Israel (Yacob Abraham), Italien (Aurora Massa) und Deutschland (Abdulkadir Shifa). Der Workshop diente einer ersten Bestandsaufnahme des Interviewmaterials, der gemeinsamen Themenbildung und –analyse sowie der eingehenden ethnographischen Methodendiskussion. Folgeworkshop und Fachpublikation sind in Vorbereitung.
Forschungs- und Workshopteilnehmer_innen am Felsberger Institut (02.-04.03.2017, v.l.n.r.):
Aurora Massa, Abdelkadir Shifa, Mulu Getachew, Magnus Treiber, Jacob Abraham, Hartmut Quehl, Günter Schröder